Der paradiesische Irrglaube
Es ist kaum zu bestimmen, wo und wann der Grundgedanke einer paradiesischen Zukunft geboren wurde. Vermutlich dürfte dieser schon immer bestanden haben. In vorchristlicher Zeit zum Beispiel gab es die Idee schon und als Jesus seine Lehre teilte, wurde diese von der damaligen Gesellschaft als Erlösungslehre angesehen.
Dass dem nicht so ist, wissen wir heute.
Nicht anders ist es mit anderen monotheistischen Religionen. Juden und Moslems warten ebenso ungeduldig wie Christen, seit einigen Jahren die spirituellen Freidenker ebenso, auf eine Zeit, die irgendwann (und hoffentlich schon bald) besser wird als die Gegenwart. Auch bei vielen anderen mir sonst bekannten Religionen besteht diese Hoffnung. Einige haben die Ausrichtung darauf aufgegeben. Entweder, weil sie schon zu oft enttäuscht wurden, oder weil sie unsere Entwicklung realistisch genug betrachten.
Die Hoffnung auf eine paradiesische Zukunft ist psychologisch logisch zu erklären, man möchte unbedingt glauben, dass es besser kommt!
Für die folgende Behauptung werden mich einige meiner Mitmenschen nicht unbedingt mögen. Darum geht es mir auch nicht. Ich bin es gewohnt, als das Enfant terrible in der spirituellen Szene verurteilt zu werden. Für mich ist es immer wichtig, objektiv und sachlich das wieder zu geben, was ich beobachte und erkenne.
Die menschliche Geschichte der Vergangenheit studierend, die Gegenwart erlebend und die Zukunft seherisch analysierend, ist hier meine Erkenntnis:
Es erwartet uns kein Paradies, keine messianische Erlösung, keine Rettung von Ausserirdischen, keinen Quantensprung in eine andere Dimension oder überhaupt kein spirituell-religiöses Kollektivwunder (unabhängig unserer positiven Gedanken) . Weder werden wir auf mystisch, wundersame Weise gerettet, noch wird die Erde zu einem Paradies, wie es uns die Bibel und andere Schriften glaubhaft machen wollen.
Heilsversprechen und Heilslehren gab es schon immer, und gibt es vermutlich jetzt noch mehr als früher (unter anderem dank dem Internet). Jedes Jahrtausend, jedes Jahrhundert hatte seine Heilsbringer und Propheten, welche eine schöne(re) Zukunft verkauften. Die Zeit und unsere Evolution überlebte sie alle und wird auch die Jetzigen und Kommenden überdauern. Dies so lange, bis wir entweder auf natürlich Weise aussterben oder uns kollektiv in den Abgrund reissen. Ich gebe zu, dies ist keine schöne Vorstellung und schon gar kein spiritueller Gedanke.
Gleich werden sie mit Kommentaren unterhalb dieses Textes loslegen, die Gläubigen von Heilsversprechungen. Es wird zu lesen sein, dass es in der Bibel geschrieben steht, dass alles eine Frage unserer positiven Gedanken sei, dass wir unsere Zukunft erschaffen würden und noch vieles mehr.
Dem stelle ich gegenüber, dass dies genau so wenig der Fall sein wird, wie dass der Erlöser kommen und uns von unseren Schulden befreien wird…
Weder beispielsweise die Toten des Tsunamis 2004 im Fernen Osten, noch die Opfer der unzähligen Holocausts, Bürgerkriegen, Unfällen oder sonstigen Gewalttaten mussten sterben, weil sie oder ihr Umfeld zu wenig positiv dachten, nicht genug beteten oder den Geist sonst irgendwie nicht gut genug ausgerichtet hatten. Sie mussten sterben, weil dies zum Leben gehört, weil wir alle irgendwann sterben müssen, und weil Naturkatastrophen, Kriege und Unfälle zum Leben gehören wie die Geburt, der Friede und die Sicherheit.
Habe ich als medialer Berater und Seher etwas gelernt, so ist es folgendes: Das Leben nimmt seinen Lauf, unabhängig unseres Glaubens und davon was wir erhoffen, das es sein könnte oder auch nicht. Für das Universum oder Gott sind wir ein kleiner Ameisenhügel in einem unendlich grossen Wald. Naturfreunde wissen, wie schnell diese kollektiven Wohngemeinschaften aus welchen Gründen auch immer, von einem Tag auf den anderen verschwinden können.
So abstrakt es erscheinen mag, gerade meine visionäre Wahrnehmung, meine spirituelle Erfahrung und die vielen Reisen der letzten Jahrzehnte, liessen mich zu dargelegten Erkenntnis kommen.
Viele - wenn nicht ein Grossteil meiner Berufungskollegen - schwelgen sich in Heilsversprechen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie es mehr für sich, als für andere tun. Warum sonst sollten sie mit teilweise höchst skurrilen und religiösen Wahnvorstellungen an eine paradiesische Zukunft glauben oder damit hausieren? Vermutlich oftmals, weil es zum Geschäft gehört und sich gut verkauft.
Entgegen dem zu erwartenden Ende mit einem schönen Fazit möchte ich mit folgender Aussage zum Schluss kommen:
C’est la vie, mes amis!